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Wer hat die Schule gegründet?

Mit steigendem Bevölkerungswachstum brauchten wir in der Region eine Schule um die Kinder zu unterrichten. Anfangs gab es nur eine Schule für spanisch sprechende Kinder. Aber jedes Kind sollte zur Schule gehen und lernen können.

Gerade aus der Schweiz angekommen, gründete Ana Steck eine zweisprachige Schule mit verschiedenen Fächern. Um dieses Thema vertiefen zu können, habe ich Evelyn Schmider, die Enkelin von Frau Steck, interviewt, damit sie über die Geschichte berichten kann.

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“Meine Oma war eine Lehrerin mit Herz und Seele”

Steck war in München geboren und hatte in der Schweiz studiert und gelebt. Sie reiste gern, und sie ist viele Male nach Argentinien gekommen. Sie hatte hier sogar ihr Haus mit ihrem Mann und ihrem Kind. 
Bevor der Zweite Weltkrieg begonnen hatte beschloss Ana, nach Argentinien zu ziehen. Sie ließ sich mit ihrer Familie hier im Dorf nieder und fing an zu unterrichten. 1942 kam Frau Steck nach Villa General Belgrano mit dem Ziel eine Schule zu gründen. Diese sollte die deutsche Kultur vermitteln.

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Evelyn

Mission erfüllt

Sie ging von Haus zu Haus um Familien über ihr Vorhaben zu informieren und sie von ihrem Bildungsprojekt zu überzeugen. Am Anfang unterrichtete sie in Privathäusern und gründete schließlich unsere Schule, anfang allerdings noch an einem anderen Ort als heute.

1942 wurden im Steck College, wie unsere Schule ursprünglich hieß, verschiedene Fächer unterrichtet, z.B. Gesang und Musizieren mit Klavier und Violine. Dabei wurde der Stadtchor geboren. Dieser war nicht nur für Schüler, sondern auch für Erwachsene.

Darüber hinaus wurden vier Sprachen unterrichtet und auch die Themen des Grundlehrplans gelehrt. Innovativ war dabei, dass auf Deutsch gespielt, gesungen, gesprochen und gedacht wurde.

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Stiftung und erste Jahre: Nuestra misión

Die Anfänge

Nach der Gründung wurden wir als Schule institutionalisiert. Wir hatten Lehrer, Materialien und Schüler. Aber wir hatten keinen geeigneten Schulort, weil die Schulgebäude noch nicht gebaut waren. So musste die Schule sechs mal umziehen, bis wir unseren heutigen Standort bekamen. Dennoch hatte die Schule einen vollständigen Lehrplan: Sport, Englisch und Deutsch, Musik, Mathematik, Biologie und mehr. 

Die Schüler hatten viel gelernt, weil Frau Steck sehr anspruchsvoll war. Sie hatten auch viel Spaß mit Schulkameraden. Es war eine gesunde Lernatmosphäre.

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Stiftung und erste Jahre: Nuestra filosofía

Aktueller Standort

Aufgrund der großen Zahl von Schülern bat Frau Steck bei den Eltern um Hilfe. Sie wollte eine Kommission, weil sie Geld sparen mussten um Modernisierungen in der Schule vorzunehmen.

Am 29. November 1953 gründete Steck den Argentinisch-Deutschen Kulturschulverein. Jahre später wurde unsere Schule von der Bundesrepublik Deutschland als DSD-Schule anerkannt.

Mit Hilfe von Eltern und der deutsche Regierung wurde das Gebäude errichtet, in dem sich heute die Schule befindet.

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der Fortschritt

Andererseits beeinflusste die Schule auch die Entwicklung der Stadt. Innerhalb kurzer Zeit stieg die Schülerzahl auf etwa 80 Schüler an. Die Disziplin war streng, gute Sitten und Respekt waren die obersten Gebote. Alle erkannten, dass die Schüler ein gutes akademisches Niveau erlangten, weil viel gelernt wurde.

Sie pflegte folgendes zu sagen: “Die Welt bewegt sich zu schnell. Es gibt einen Schatz, der viel größer ist als Geld und den wir in unseren Köpfen behalten." Die Frau war sicherlich eine der Protagonisten im Aufbau der Identität von Villa General Belgrano.

Zweiter Weltkrieg

1945

In den ersten Jahren lief es mit der Schule sehr gut. Aber als der Krieg vorbei war, änderte sich das.

Die Schule bekam einige Probleme. Aufgrund der Position von Deutschland gegenüber dem Rest der Weltgemeinschaft verbot die argentinische Regierung Institutionen, die mit Nazi-Deutschland zu tun hatten. Unsere Institution war eine davon. Die argentinische Regierung hielt unsere Schule für eine Einrichtung der Nationalsozialisten (NSDAP). 

Frau Steck gab daraufhin illegal Unterricht, weil die deutschen Familien weiterhin ihre Ausbildung genießen wollten. Aber Steck mochte diese Situation nicht, da sie entdeckt werden konnte und das wäre eine Katastrophe gewesen. Dies war wahrscheinlich der schwierigste Moment der Institution. Deshalb sprach und verhandelte Frau Steck mit dem Bildungsministerium. Zum Glück gingen sie auf ihr Anliegen ein und reaktivierten den Schulbetrieb.

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War die Schule nationalsozialistisch?

Da der Krieg lange zurückliegt, gibt es nicht viele Zeugen, die in diese Ära gelebt haben. Daher kann ich sie leider nicht mehr fragen, wie es tatsächlich war. Aber hier ist meine Meinung:

Nachdem wir immer wieder unberechtigte Anschuldigungen erhielten, haben wir zu erkennen gegeben, dass die Schule keine Zugehörigkeit zu der Nationalsozialistischen Partei (NSDAP) hatte. Frau Steck hatte immer alle eingeschlossen und dabei niemanden diskriminiert. Die Lehrer gingen diesem Beispiel nach. Es war unfair, dass unsere Schule in diesen Jahren geschlossen wurde, weil die Regierung falsche Vorurteile gegenüber Lehrern hatte.

In diesen Jahren wurden die Seeleute der Graf Spee verurteilt, weil sie Sympathie für die deutsche Partei hatten. Alle hätten wie Nazis gedacht, als sie auf das Schiff gingen, aber sie hatten keine Möglichkeit zu ahnen, welche Gräueltaten begangen werden würden.

So wollte beispielsweise niemand nach der Ankunft in Argentinien nach Deutschland zurückkehren. Sie wussten, was passiert war, und wollten daher lieber hier bleiben. Sie sympathisierten nicht mit den menschenverachtenden Taten während des Dritten Reichs.

 

Vor Jahren habe ich mit Fritz Sander gesprochen, dem letzten Überlebenden der Besatzung. Er erzählte mir, dass er als junger Mann nur eine Aufgabe hatte. Sie mussten die feindlichen Linien zurückhalten. Aber sie haben bestimmte Ideen, wie die des Holocausts, nicht geteilt. Das war seine Position und auch die von die meisten seiner Kollegen.

 

Meine Meinung ist, dass die Schule nie von der nationalsozialistischen Ideologie befallen war. Sowohl Direktoren als auch Lehrer blieben neutral und ermutigen nie einem Gedanken zu folgen. 

Ich meine, dass jeder denken kann, was er will, aber niemand kann gezwungen werden, etwas Bestimmtes zu denken. 

Die Sprache, die Flaggen oder die Bräuche, die wir gelehrt bekommen, sind mit keiner anderen Ideologie als der Kultur behaftet. Ich glaube nicht, dass es einen nationalsozialistischen Einfluss gibt, weil alle Diskriminierung ablehnen.

Meine Familie ist seit zwanzig Jahren Teil der Gemeinschaft. Wir sind Zeugen, dass die Institution nur gewillt ist die guten argentinischen und deutschen Traditionen zu bewahren, zu verbessern und zu lehren.

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